Im Folgenden kann man die Zusammenfassung des Vortrages lesen, den ich am 23.8.2019 in Zürich auf einer Tagung des Psychologischen Institutes: „Familiengründung als vulnerabele Phase“ halten durfte. Das Thema lautete: Bedürfnisse am Übergang zur Familie in sich rasant ändernden Gesellschaften – Möglichkeiten zur Unterstützung. Der Link zum Vortrag auf der Seite des Psychologischen Institutes lautet: https://www.psychologie.uzh.ch/dam/jcr:2ce6b5e4-6fd5-4d31-b5f1-a30ccc2ec9b0/03_Bed%C3%BCrfnisse%20beim%20%C3%9Cbergang%20zur%20Familie_Sp%C3%A4tling.pdf und zur Seite der Tagung des Institutes.

Zusammenfassung

Wesentliche Bedürfnisse junger Menschen am Übergang zur Familie wie der Wunsch nach Liebe, Geborgenheit und finanzieller Sicherheit ändern sich nicht, bekommen aber in den sich rasant ändernden Gesellschaftsstrukturen einen anderen Stellenwert. Die hormonale Geburtenregelung ermöglicht den Frauen in ihrer neuen Rolle Aufgaben zu lösen, die unsere Gesellschaft stärken. Zusammen mit der rasanten Entwicklung der Informationstechnologie haben sich Anforderungen an uns Menschen entwickelt, die ohne fördernde Maßnahmen nicht zu bewältigen sind. Bildung, das Wissen für den Einzelnen, wie er mit den Anforderungen umgehen kann, muss so früh wie möglich beginnen. Die frühesten Lehrer der Kinder sind die Eltern, die ihrer Rolle am besten gerecht werden, wenn sie sich gut verstehen und eine gute Partnerschaft leben. Dazu können wir/ müssen wir einen Beitrag leisten.

Kosten zahlen sich aus

Zumindest die Regierungen in Deutschland sehen die Partnerschaft und das Bekommen von Kindern bisher als Privatsache an. Tatsächlich ist es aber keine Privatsache, denn spätestens mit dem Versagen elterlicher Fürsorge, belasten die Kinder die Sozialsysteme der Gesellschaften, die von allen Bürgern getragen werden, erheblich. So muss ein großes Interesse der Bürger bestehen, die Kosten gering zu halten. Und dass entsprechende Schritte auch marktwirtschaftlich effektiv sind, hat Heckman bewiesen. Interventionen ZH 190704 Heckman Eltern 190704

Wenn man Maßnahmen zur Stärkung der Paare, resp. der Eltern nicht staatlich verordnen kann, sollten Anreizsysteme etabliert werden, bei denen die Freiwilligkeit erhalten wird. Dass Belohnungssysteme hoch effektiv sind, wissen wir aus neurobiologischen Untersuchungen.

Interventionen an Lebensübergängen

Blickt man nun auf die Personen, denen wir den größten Einfluss auf die Zielgruppe zutrauen, so fällt der Blick auf die Hebammen. Sie haben eine wichtige Rolle bei vielen Lebensübergängen. Diese haben durch alle Bildungsschichten hindurch ein besonderes Verhältnis zu den Eltern. Dazu trägt ihre Bodenständigkeit, gepaart mit praktischer Hilfe in den besonderes sensiblen Momenten von Schwangerschaft und Geburt bei. Die Akademisierung dieses Berufsstandes sollte genutzt werden, Hebammen nicht nur primär in Schwangerschaft und Geburt einzusetzen, sondern auch zu spezialisieren, ihre Fähigkeit in einem prophylaktischen Ansatz der gesamten jungen Elternschaft zur Seite zu stellen. Eine ihrer wesentlichen Aufgaben bestünde in der Stärkung der Partnerschaft, denn scheitert die elterliche Partnerschaft, verstärken sich viele Probleme bis hin zur Kinderarmut.