Bildung beginnt vor der Geburt

Auszug aus „Zukunft der Bildung – Bildung der Zukunft„, Rocholl, Mitsiadis, Pohl (Hrsg) Frankfurter Zukunftsrat; Wochenschauverlag, Frankfurt 2019, S. 13-37

Bildung bedarf biologischer Voraussetzungen in Form eines Zentralnervensystems (ZNS) mit dem Gehirn als Informationsspeicher und -verarbeiter sowie den Nerven als Informationsvermittlern. Die Entwicklung und Qualifizierung des ZNS ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, die schon im Mutterleib einen Einfluss ausüben. Stress während der Schwangerschaft kann sich in jedweder Form über epigenetische Mechanismen auf die Ausreifung des ZNS und somit das spätere Leben des Kindes negativ auswirken. Schon von Geburt an sind altersentsprechende physische und soziale/emotionale Reize für eine adäquate Entwicklung des ZNS notwendig, dessen Entwicklungsmaximum im dritten Lebensjahr liegt. Wenn diese Reize fehlen, entwickelt sich ein Netzwerk ohne Kompetenz. Die frühesten Lehrer der Kinder, die Eltern, sollen deshalb einen adäquaten Umgang mit ihren Kindern lernen. Voraussetzung dafür ist eine gute Partnerschaft. Beides zu vermitteln, gelingt in einer „Geburts- und Familienvorbereitung“, sowie in „spielpädagogischer Begleitung“ durch darin angeleitete Eltern und auch Tagesmütter. So wird nicht nur die biologische Voraussetzung für Bildung optimiert, sondern auch Chancengleichheit und Integration erleichtert, mit weitreichenden positiven Effekten für das gesellschaftliche Zusammenleben. Die dargestellten Maßnahmen können dazu beitragen, das Vertrauen der Menschen in sich selbst und andere zu stärken und ihnen so die Angst vor den Anforderungen der Zukunft zu nehmen. So können die Menschen die Zukunft gestalten und nicht die Zukunft die Menschen.